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Effektive Workshops Teil 2: Die Recherche

Im ersten Artikel dieser Serie haben wir euch das grundlegende Framework für effektive Workshops vorgestellt: Recherche, Fokus, Ideenentwicklung und Umsetzung. Im Folgenden gehen wir auf jede der vier Phasen einzeln und detailliert ein. Los geht’s mit Phase 1: Die Recherche.

Steffen Sommerlad
05. Juli 2021

Warum ist die Recherche so grundlegend?

Ein effektiver Workshop lässt sich auf Metaebene in zwei Bereiche unterteilen: Problemraum und Lösungsraum. Aus unserer Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Unternehmen wissen wird, dass der Problemraum gerne übersprungen oder das Problem nur halbherzig und oberflächlich analysiert und validiert wird. Sobald ein Problem von oben definiert wurde und ein Team mit dessen Lösung beauftragt ist, wird unverzüglich mit der Entwicklung von Lösungen begonnen. Dieses Verhalten basiert darauf, dass Arbeit und Erfolg in der klassischen Unternehmenswelt oft immer noch an schnellen und konkreten Ergebnissen gemessen werden, und nicht an kritischen Rückfragen, begründeten Zweifeln und einer zeitintensiven Prüfung.

Grafik Problemraum und Lösungsraum

Ein effektiver Workshop besteht aus Problemraum und Lösungsraum.

Handelt es sich um ein echtes Problem, um die richtige Herausforderung?

Bei einem effektiven Workshop liegt der Fokus deshalb zu Beginn auf einer intensiven Prüfung des Problems. Das Team klärt, ob dieses für die Zielgruppe (intern oder extern) tatsächlich existiert, oder ob es auf Annahmen basiert, die sich als falsch erweisen. Im Rahmen der Recherche sammelt das Team so viele verfügbare Informationen wie möglich für eine ganzheitliche Bewertung des Problems. Ziel der Recherche ist es das Problem durch diese Erkenntnisse entweder zu bestätigen, zu modifizieren oder zu verwerfen und durch ein tatsächlich bestehendes zu ersetzen. Das Verwerfen eines Problems ist in dieser Phase explizit erwünscht, wenn die gewonnenen Erkenntnisse diese Entscheidung stützen. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Verwerfen eines Problems kein Scheitern darstellt, sondern eine wichtige und ressourcenschonende Erkenntnis. Dem Team sollte von Anfang an klar sein, dass die Bewertung eines Problems als irrelevant ein voller Erfolg ist.

Die Recherche kann direkt im Workshop erfolgen oder vorab durch Interviews, Umfragen, Markt- und Trend-Recherchen sowie die Analyse von Wettbewerbern und der Ist-Situation vorbereitet werden. Damit ihr besser einschätzen könnt, was genau im Rahmen einer Recherche möglich ist, folgt eine Auswahl an Aktivitäten und Ergebnissen, die ihr vor und während dem Workshop durchführen könnt.

Aktivitäten vor dem Workshop:

  • Markt- und Trend-Recherche (Ergebnis: Trend Report / Präsentation)
  • Konkurrenzanalyse (Design Report / Präsentation)
  • Nutzer Recherche durch Live- und Telefon-Interviews oder eine Online-Umfrage (User Research Report / Präsentation)
  • Website-Analyse (Downloads, Informationsarchitektur)
  • Google Analytics (Nutzerfreundlichkeit der Website, Besucherzahl, Besuchsdauer, Seitenaufrufe, Endgeräte, Herkunft)
  • Social-Media-Analyse (Bildwelt, Themen und Tonalität, Frequenz, Interaktionen, Kommentare, Community Management)

Aktivitäten während des Workshops:

  • Semantische Prüfung der Herausforderung mit dem Team. Was bedeuten die Worte und die Herausforderung für das Team? Schon an dieser Stelle kann die individuelle Wahrnehmung voneinander abweichen, bzw. bestimmte Begriffe stoßen auf Widerstand oder sind unklar.
  • Alle Annahmen, offene Fragen und Hürden bezüglich der Herausforderung gemeinsam mit dem Team sammeln.
  • Live- oder Telefon-Interviews mit Kund*innen, Nutzer*innen oder Mitarbeiter*innen führen.
  • Erkundung des Themas durch Zwiegespräche und anschließende Diskussion im Team
  • Expert*innen-Inputs
  • Sailboat-Übung (Was treibt uns an? Was hält uns zurück?)
  • SWOT-Analyse (Die Definition von Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Bedrohungen)
  • Golden Circle von Simon Sinek (Warum machen wir das? Wie machen wir das? Was machen wir genau?)
  • Thematische Gruppierung der Erkenntnisse
  • Brainstorming

 

Je nach Problem, Projektumfang und Teamgröße werden eine oder mehrere dieser Aktivitäten ausgewählt und durchgeführt. Überlegt euch vorab welche Erkenntnisse ihr für die Bewertung des Problems oder der Herausforderung benötigt und wählt dann die dazu passenden Aktivitäten aus.

Wenn ihr im nächsten Schritt die Erkenntnisse besprecht, ist es wichtig die Daten so strukturiert wie möglich für alle sichtbar zu machen, sodass das gesamte Team einen guten Überblick über die Ergebnisse hat. Am besten funktioniert das auf einem Whiteboard. Hier können die Ergebnisse übersichtlich aufbereitet und nach Kategorien sortiert werden. Wir nutzen für diese Bestandsaufnahme gerne Post-its in zwei Farben: Blau für die Kategorien oder Themen (z. B. Social Media, Bildwelt, Website) und gelb für die Erkenntnisse, Zitate, Potenziale und Fragen.

Das Ergebnis einer guten Recherche: Eine Wand voll mit Post-its.

So sieht ein Board nach erfolgreicher Recherche aus.

Nach einer intensiven Recherche ist das Board voll mit spannenden und strukturierten Erkenntnissen. Im nächsten Artikel dieser Serie erklären wir wie ihr jetzt die wichtigsten davon auswählt und so einen klaren Fokus für die weitere Ausarbeitung definiert.

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