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High Five mit Katharina Yombi (Konfliktmanagerin & Mediatorin)

Katharina arbeitet seit rund zehn Jahren als People Managerin in Start-Ups und Scale-Ups in Berlin. Außerdem ist sie Einzelunternehmerin und unterstützt als zertifizierte Mediatorin Teams dabei, Konflikte konstruktiv miteinander zu lösen.


Linda Kearns
16. Dezember 2021

In unserem High Five nimmt sie uns mit hinter die Kulissen. 

1. Hallo Katharina. Du bist Konfliktmanagerin und Mediatorin. In welchen Situationen nehmen Unternehmen deine Expertise in Anspruch und wie arbeitest du, um ihnen zu helfen?

Unternehmen kommen auf mich zu, wenn es zwischen Team-Mitgliedern einen Konflikt gibt, den sie allein nicht mehr lösen können.

Mein Auftraggeber ist meist die HR-Abteilung. Die Konflikte sind dann schon weit fortgeschritten und sehr teuer, da die Beteiligten in ihrer Arbeitszeit unproduktiv sind oder wegen Krankmeldung ausfallen. Das Thema zieht auch meistens viel Energie und Zeit von Führungskräften und mitbetroffenen Kolleg:innen. Konflikte, die intern und über das Unternehmen hinaus bekannt werden, können für ihre Reputation heikel sein. Der Druck ist also bei einer Anfrage meist schon sehr hoch.

In einem Vorgespräch mit den HR-Verantwortlichen lasse ich mir die Situation beschreiben um zu verstehen, worum es geht und ob der Fall für eine Mediation geeignet ist. Wenn ja, führe ich anschließend Einzelgespräche mit den Beteiligten und bringe sie dann in einer gemeinsamen Session zusammen. Manche Konflikte lassen sich bereits nach ein, zwei Stunden klären; manche sind recht komplex und brauchen drei oder vier Termine.

2. Du arbeitest insbesondere mit Start-Ups und Digitalunternehmen. Warum dieser Fokus? Steckt in diesen Unternehmen besonders viel Konfliktpotenzial?

Zum einen arbeite ich ja selbst als People Manager in diesem Umfeld und kenne die Arbeitsweise und Konfliktpotenziale sehr gut. Zum anderen gibt es hier typische Faktoren, die Stress in Teams auslösen. Ich denke hier an schnelles Wachstum. Zusätzlich kommen aber dazu: fehlende Prozesse, unklare Erwartungshaltungen, wenig Erfahrung im Umgang mit Spannungen bei jungen Führungskräften, interkulturelle Missverständnisse sowie ein hoher Zeit- und Leistungsdruck durch die finanzielle Abhängigkeit von Investoren.

3. Was für ein Typ Mensch muss man sein, um einen Job wie diesen gut zu machen? Woran hast du dein Talent zur Mediatorin erkannt?

Für mich ist es wichtig, ruhig, klar und lösungsorientiert vorzugehen. Eine gute Balance zwischen Analysefähigkeit, Empathie und professioneller Distanz unterstützt die Konfliktparteien am Besten.

Ich stelle gern Verbindungen zwischen Menschen her und spüre rasch auf, welche eigentlichen Interessen hinter einem Streit stehen. Mir fällt es sehr leicht, mich in andere hineinzuversetzen, beide Seiten zu sehen und sie stellvertretend anzusprechen.

4. Gibt es Konfliktsituationen, in denen auch eine professionelle Konfliktmanagerin nicht weiter weiß?

Ja, es gibt Situationen, in denen ich Anfragen ablehne, weil sie für eine Mediation nicht geeignet sind.

Das kommt vor, wenn die Beteiligten selbst überhaupt kein Interesse an einer Einigung haben, sondern Druck von Führungskräften ausgeübt wird und andernfalls ihr Job bedroht ist. Manchmal sind die Beteiligten auch nach mehreren Gesprächen nicht ehrlich miteinander und sprechen ihre Interessen nicht offen an. Schließlich gibt es auch körperliche, verbale und emotionale Grenzüberschreitungen, in der ein Unternehmen Haltung zeigen und klare Konsequenzen wegen inakzeptablem Verhalten ziehen muss.

Ideal ist es, wenn Unternehmen Konflikte am Arbeitsplatz als eine relativ normale Situation behandeln. Conflict happens.

5. Welchen Tipp für ein konfliktarmes Arbeitsumfeld kannst du allen Unternehmen mit auf den Weg geben?

Menschen wollen immer ihre Bedürfnisse erfüllen und handeln entsprechend. Jedes Verhalten hat also einen Grund und es kann sehr spannend sein, die dahinterliegenden Motive besser zu verstehen.

Ideal ist es, wenn Unternehmen Konflikte am Arbeitsplatz als eine relativ normale Situation behandeln, die vorkommt, wenn Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Werten aufeinander treffen. Conflict happens. Führungskräfte können ihre Teams darin unterstützen, reflektiert und möglichst ehrlich miteinander umzugehen, indem sie selbst Vorbild sind, die Beteiligten nicht allein auf sich gestellt lassen und Grundlagen-Know-How vermitteln. Wenn sie zusätzlich in einem komplexen Konfliktfall ganz rasch und unkompliziert eine Begleitung durch eine Mediation ermöglichen, wird das von den Betroffenen als große Wertschätzung empfunden und zahlt sich immer aus.

 

linkedin.com/company/katharina-yombi-com

Linktipp: TEDxTalk mit Amy E. Gallo: „The Gift of Conflict“

Portrait Katharina ©Jennifer Fey