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High Five mit Felix Vögtlin

Ein Schloss mit Geschichte, mitten in Deutschland, verwandelt in einen Ort für neue Ideen: Felix Vögtlin hat Schloss Hohenroda mit viel Herz und ökologischem Weitblick in ein Refugium für Workshops, Retreats und Events verwandelt. 17 Zimmer, 900 Quadratmeter Raum für kreative Köpfe – in einem Herrenhaus von 1908, das heute der ideale Ort für besondere Begegnungen und inspirierende Erlebnisse ist.

 

Mila Haegele
11. November 2024

Herzlich willkommen zu High Five mit Felix Vögtlin – los geht’s!

1. Schloss Hohenroda – ein Ort mit Seele und Geschichte. Wie prägt das die Atmosphäre für Workshops und kreative Projekte?

Zur Geschichte: Es mag abgedroschen klingen, aber in gewisser Weise haben wir das Gebäude in die Neuzeit geholt. Dabei haben wir die historische Hülle weitestgehend instand gesetzt, aber das Innenleben letztlich komplett neu gestaltet. Häufig werden solche alten Häuser ja auch mit alten Möbeln ausgestattet – mal mehr, mal weniger passend – die sich so im Laufe der Zeit und an verschiedenen Orten angesammelt haben. Dafür fehlt mir leider die Expertise und ich bin auch privat eher ein Freund von klaren Linien und zurückhaltendem Design. So tritt das Historische letztlich sogar etwas in den Hintergrund und es sind eher das Licht, die Baumaterialien und die Großzügigkeit der Räume, die eine gewisse Leichtigkeit vermitteln und die Atmosphäre prägen. Unsere Gäste suchen sich unser Haus in der Regel bewusst aus, aber auch externe Gäste und Besucher sind oft von der Gestaltung angetan. Es ist natürlich nicht möglich, aber für mich wäre es interessant, einmal die Meinung des ursprünglichen Erbauers und seines Architekten zu hören, ob sie mit der Neuinterpretation des Gebäudes etwas anfangen könnten.

2. Was waren die größten Herausforderungen bei der Sanierung des Schlosses und wie habt ihr es geschafft, hohe ökologische Standards dabei einzuhalten?

Eine große Herausforderung für mich persönlich war, dass ich während der ersten Bauphase zum ersten Mal Vater wurde (und während der zweiten Bauphase zum zweiten Mal). Das hat dafür gesorgt, dass keine Langeweile aufkam und ich in einem Jahr wahrscheinlich auch um 10 Jahre gealtert bin. Die Bauleitung habe ich größtenteils selbst gemacht und war vor der Geburt meiner Tochter meist von früh bis spät auf der Baustelle. Das hat natürlich den Vorteil, dass man nah dran ist und alles nach den eigenen Vorstellungen umgesetzt wird. Als Laie muss man sich aber auch erst einarbeiten und die Planung und Koordination der vielen Gewerke (und in meinem Fall auch der eigenen Mitarbeiter) kann schon anspruchsvoll sein. Irgendwann hatten wir dann auch eine Deadline, weil wir die erste Buchung von Gästen angenommen hatten. Da brauchte man schon gute Nerven, um sich nicht von all den Kommentaren verunsichern zu lassen, die sich eine rechtzeitige Fertigstellung nicht vorstellen konnten. Ich bereue es jedenfalls nicht, das alles so gemacht zu haben und denke auch gerne an die Zeit zurück, aber ich hatte auch ein tolles Team, das wirklich mit angepackt hat.

Wenn ich heute noch einmal anfangen würde, würde ich versuchen, etwas mehr Verantwortung abzugeben und weniger selbst zu tragen.

Bei der Einhaltung der hohen Umweltstandards gab es einige relativ einfache Grundsätze, an die wir uns gehalten haben. Zum Beispiel haben wir uns an den Materialien aus der Bauzeit orientiert und diese auch verwendet. Bei den neuen Baumaterialien haben wir so weit wie möglich natürliche Baustoffe verwendet. Zum Beispiel sind die neu eingebauten Wände aus Strohbauplatten. Das ist extrem fest gepresstes Stroh ohne irgendwelche Zusätze. Ansonsten haben wir versucht, hochwertig und möglichst zeitlos zu bauen und zu gestalten, damit eine gewisse Langlebigkeit erreicht wird und nicht in ein paar Jahren schon wieder vieles ausgetauscht werden muss. Die Verwendung ökologischer Baustoffe sorgt übrigens auch für ein sehr angenehmes Raumklima.

3. Beim Umbau steckt der Teufel ja oft im Detail – gab es ein Element im Schloss, das du unbedingt erhalten oder modern interpretieren wolltest?

Beim Umbau von Projekten in dieser Größenordnung steckt der Teufel oft in den Brandschutzvorgaben. Die Anforderungen sind hier sehr hoch und sollten bei uns natürlich trotzdem nicht den Charakter des Gebäudes verändern. Hinzu kommt das Denkmalamt, das natürlich auch noch Wünsche und Vorstellungen einbringt. Da haben wir wirklich viel getüftelt, aber sind am Ende glaube ich zu guten Lösungen gekommen. Hier ging es also eher darum, neue Einbauten ‘unsichtbar’ zu machen. Besonders erhaltenswert bzw. ‘restaurierungswürdig’ war in jedem Fall der Stuck, der einfach zu dem Gebäude gehört. Zum Großteil war er unter abgehängten Decken versteckt war und stark beschädigt, als wir ihn zum ersten Mal sahen. Ich persönlich bin auch Fan des Terrazzo, den wir glücklicherweise zum größten Teil erhalten konnten.

Einer der Seminarräume im Schloss Hohenroda

Im Schloss Hohenroda stehen zwei große Seminarräume zur Verfügung.

4. Wenn du selbst Zeit hast, das Schloss als Gast zu erleben – wie würde dein perfekter Tag dort aussehen?

An einem perfekten Tag im Schloss verbringe ich dort einfach Zeit mit Familie und Freunden ohne zu viel Programm. Frühstück, Zeitung lesen, Tischtennis spielen, Kochen, ein Spaziergang, eine Party mit den Kindern – so etwas in der Art.

5. Was sind eure Zukunftspläne für Schloss Hohenroda – oder gibt es vielleicht auch ganz neue Projekte?

Grundsätzlich merke ich, dass ich so langsam wieder bereit wäre für ein neues Projekt. In unserem zweiten Haus Dürerhof sind wir gerade in die Planung einer Erweiterung des Hauses eingestiegen und ich schaue mich auch im Berliner Umland etwas um. Aber bisher gibt es noch nichts Konkretes…

 

Links:

Webseite Schloss Hohenroda
Instagram Schloss Hohenroda

Seminarraum in Schloss Hohenroda

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